#cccamp19 Satire

Donnerstag, 01.08.2019, Tag -19:
In Supermärkten in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thürigen ist Club-Mate ausverkauft. Die idyllische Nachbarschaft des Ziegeleimuseums Mildenberg in der romantischen Seenlandschaft der Oberhavel staunt über die 36 anrollenden 40-Tonner, 3 Bagger, 2 Büro- und 6 Kühlcontainer, 3 Kanalfräsen, 8 Elektro-Kleinfahrzeugen und über die plötzlich verfügbare LTE Verbindung. Der Beginn des Chaos Communication Camp 2019 trifft nach 4 Jahren alle Beteiligten unerwartet hart.

Montag, 05.08., Tag -15:
Die Aufbauarbeiten gehen nur schleppend vorran. Eine spontane Anlieferung von 8 Kubikmeter Flüssigbeton gegen den Staub zwingt die 123 Aufbauhelfer und das Logistik-Team LOC mangels passender Behälter zu kreativen Lösungen. Mit 2 Presslufthammern wird die Lösung „Whirlpool mit Beton“ zurückgebaut, nachdem ein Radladerfahrer dort badete, um sich vom Staub zu befreien.

Mittwoch, 21.08., Tag 1, 11:00:23:
Der in letzter Sekunde gestartete Laser—IMAX-Beamer EIKI ST-5500 spielt das Camp-Intro vor 632 aufgeregten Nerds ab, nachdem für den Aufbau 9km Glasfaser, 1.600m Abwasserleitung und mehr als 15km schweres Drehstromkabel unter den Schienen des Ziegeleimuseums verlegt wurden. Stream-Observer Engel „andi“ vom Videoteam VOC stellt fest, dass der Videostream nicht den Vortrag zeigt, sondern einen Videobeitrag zum Thema „Nippel gegen den Klimawandel“.

12:30:
Die Internetmanufaktur NOC löst versehentlich durch einen Force-Push in das zentrale Konfigurations-Repositorium die Provisionierung von 840 virtuellen Windows-Vista Servern für das Mining von Bitcoins aus. Dies setzt die in PHP implementierte Blockchain außer Kraft, welche die Konfigurationsänderungen signiert und deshalb zur Korrektur des Problems benötigt wird. Der Datencenter-Container wird notdürftig mit Rettungsdecken gekühlt, Festplatten werden panisch aus ihren Slots gezogen.

15:00:
Das c3 Hauptpostamt auf dem Camp stöhnt. Große Fragezeichen auf den Gesichtern der Postengel. Es sollen 116.384 Nachrichten in 112 Länder ausgeliefert werden. Der Versand ist dringend, es geht um schwer verständliche Werbung für koffeinhaltige Produkte mit UTF-8 Problemen.

17:30:
POC Engel „Sascha“ fällt ein Fehler in der Konfiguration der Eventphone Telefonanlage auf, der Anrufe für das Awareness-Team an eine virtuelle Konferenzschaltung mit dem Klo-Container Reinigungsdienst der Hotline „SHIT“, dem Telefonservice für Mate-Flaschen Füllstände und allen Veranstaltungsleitern außer Dienst weiterleitet. Bei dessen Behebung verbindet er aus Versehen den spanischen Synchronsprecher vom Spanking-Workshop der Kinky Geeks mit dem analogen Spielzeugfeldtelefon im Kidspace.

23:42:
Die CERT Runner Schicht 1 versucht verzweifelt auf die Gästeliste des Türstehers der Campingdisco „Mikro Berghain“ zu kommen, welcher auf 6,8 Quadratmetern Fläche die 47 Gäste zu ungewöhnlichen Platzsparmaßnahmen gezwungen hatte. Zwischen einer Zeltwand und einem Bauzaun mit einem DJ, Disco-Beleuchtung und einem VIP-Spot tropft der Schweiß von der Deckenplane auf die gestapelten Nerds. Ähnlich feucht wird auch die Stirn des CERT Dispatchers, der zeitgleich eine Suchaktion nach der CERT-eigenen Gelbwangenschmuckschildkröte „Rupert“ organisieren muss, nachdem in deren Teich empfindliche Mengen Koffein festgestellt wurden.

Donnerstag, 22.08., Tag 2:
Die 4.500 Nerds, die zombieartig um 12:30 Richtung Sanitärcontainer schlurfen, um ihre morgendlichen Geschäfte zu verrichten, zwingen das Zu- und Abwassersystem zu Höchstleistungen. Ein Notsignal der Abwasserpumpe am Klo-Container 6 verhallt ungehört.

13:50:
Das Hochfahren der 54 Waffeleisen des Waffel-Operation-Centers rufen den schichthabenden Stromengel „Fengel“ auf den Plan. Er nähert sich mit Bolzenschneider und Multimeter in einem Hitzeschutzanzug dem heulenden Generator der Firma Bredenoord. Feinkostengel „Remote“ würzt seine neue Kreation, ein philippinisches Schildkröten-Curry mit etwas Limette und Kurkuma.

14:12:
Die Verstopfung der Abwasserpumpe am Klo-Container 6 löst eine Kettenreaktion aus. Dem Himmel gehen die Warnwesten und Pömpel aus, nachdem eine hastige Anforderung von 74 Standby-Engeln zur Beseitung stark riechender Überschwemmungen auch die Schichtkoordinatoren zur Mithilfe an vorderster Front zwingt.

14:15:
Das vom schichthabenden Stromengel „Fengel“ gekappte 128A Kabel berührt eine Schiene. Der 400 KVA Generator der Firma Bredeneerd verwandelt kurzzeitig alle Campingstühle auf den Schienen zu Glühlampen und beschleunigt diverse selbstgebaute Schienenfahrzeuge projektilartig auf Schallgeschwindigkeit.

14:35:
Ein hastig einberufenes Notfallmeeting der Veranstaltungsleitung, des CERT, LOC, NOC, Himmels, BOC, POC und GELB wird wegen eines Gewitters mit Starkregen notdürftig in einen Ringofen ohne Strom und Netze evakuiert. Sämtliche Teams sind handlungsunfähig. Die elektroakustische Anlage, kurz ELA, verkündet wiederholt über das gesamte Areal:
Never gonna give you up
Never gonna let you down
Never gonna run around and desert you

14:36:
Eine von der Lichtinstallation auf dem Museums-Berg fehlgeleitete und im Gewitter verirrte Boing 747 auf dem Weg nach Singapur landet auf dem Campinggelände und zerstört dabei die Fairy Dust, den glitzernden Nachbau des Berliner Fernsehturms und die mehrgeschossige, in mühevoller und tagelanger Kleinarbeit zusammengezimmerte „Scummbar“ in Schiffsform. Zwischen der Tetrismusik, Rick Astley und dem Soundtrack von Monkey Island irren durchnässte Menschen umher. Menschen, wie du und ich, die nur ein bisschen Camping-Urlaub machen wollten.